Die Mehrzahl von Hund heißt ... richtig, „Hünd“, und nicht „Hunde“, jedenfalls auf Fränkisch. Was ist das nur für eine Sprache, oder besser gesagt, was für ein Dialekt, dieses „Fränggisch“, denn mit den harten Buchstaben hat es der Franke nicht so. Ein Klassiker etwa ist der „Andibassdi- Deller“, den man natürlich auch an der Mainschleife bestellen kann. Der Franke ist vor allem beim Sprechen ein eher spar-samer Zeitgenosse. Er verschluckt nämlich gerne die letzten Silben. Ein weiteres Kennzeichen sind die Verniedlichungen. Durch die Endsilbe -la oder -le wird ein kleines Glas eben ein „Gläsla“, ein Haus zum „Häusla“, ein Mann zum „Männla“, und so weiter. Dass Fränkisch längst salonfähig ist, belegen bekannte unterfränkische Kabarettisten wie Frank-Markus Barwasser als „Erwin Pelzig“ oder auch Michl Müller, die in ihren eigenen Fernsehsendungen bewusst „fränkeln“. Nicht zu vergessen ist der Klassiker „Fastnacht in Franken“, die Prunksitzung, die ein Millionenpublikum im Fernsehen hat.
Zu bekannten fränkischen Botschaftern zählen auch „Häisd 'n' Däisdn vomm Mee“ (übersetzt: hüben und drüben vom Main). Die sechsköpfige Formation hat sich seit 20 Jahren dem sogenannten Blasmusik-Kabarett verschrieben. Sie traten als fränkischer Exportartikel in Funk und Fernsehen und beispielsweise beim Oktoberfest in München auf der „Oiden Wiesn“ auf. Einer ihrer Musiker ist Thomas Marquard aus Escherndorf, der bei der Gruppe Tuba und Kontrabass spielt. Ihre Programme haben so schöne Titel wie „Da waggld des Kodledd.“
Manche Erlebnisse mit dem fränkischen Dialekt sammelt Marquard im Weingut Franz Voll in Escherndorf, das seinen Schwiegereltern gehört. „Ihr seid ein nettes Volk, weil ihr so eine liebliche Sprache habt“, bekomme man bisweilen von Gästen zu hören. Jedes Dorf hat so seine eigenen Ausdrucksvarianten. In Escherndorf heißt rückwärts „härnerschi“, ein „Hätleszolot“ ist dort ein Kopfsalat, um nur zwei Beispiele zu nennen. „Unsere Sprache ist so vielfältig, wie der Wein“, meint Thomas Marquard.
Mainfränkisch sozusagen live in Originalkulisse erleben kann man bei einem Besuch des Escherndorfer Genussweges. Denn dort wartet eine bequeme Liege mit atemberaubendem Panoramablick auf die Steillagen des Eschendorfer Lumpes auf Wissbegierige und Genussfreudige. Drei Mundartgedichte der Escherndorferin Reta Sauer sind in der außergewöhnlichen „Leseecke“ in gedruckter Form vorzufinden. Die Gedichte „Mei Dörfla“, „A Träubela“ und „Es Mäusla im Bramserkaller“ sind längst zu Klassikern an der Mainschleife geworden und geben einen tiefen und kurzweiligen Einblick in die fränkische Seele.
Wer sich intensiver mit Fränkisch beschäftigen will, der ist bei der „Bücherblume“, dem Buchladen von Sabine und Eva Kiesel in Volkach, genau richtig. Bei ihr gibt es ein Langenscheidt-Lexikon „Fränkisch“ oder die Ausgaben von „Asterix uff Meefränggisch“, beides gute Lektüren. Selbst ein Werk mit fränkischen Schimpfwörtern führt ihr Sortiment. Welchen Tipp Sabine Kiesel einem Auswärtigen geben würde, der Fränkisch verstehen möchte? „Auf ein Weinfest gehen! Nach drei Schoppen versteht er es.“ Ein Versuch wäre das allemal wert.
Mei Dörfla von Reta Sauer
I ho di garn, mei Heimat, Mei Dörfla, lieb und klee,
Dei Wengert, Bam und Gärtn, Dei Wiesn und n Mee.
Wenn i drom vo dr Voglsborg Guck runter vo dr Höha,
Im Frühling – wenns blüht üm dich rüm, Wie bist du da sou schöa!
Im Summer – wenn die Sunn häß scheint Auf deiner Wengert ro,
Wenn mir viel Müh und Arbet ham, Muss ich dich doch lieb ho!
Wenn früha ball dr Toch erwacht Und die Nacht muss weichn,
In dr Mittochs-Sunnegluet Im Berg die Träubl reifn.
Am Abend – wenn dorchs ganza Tal Die Ave-Glockn klinga,
Feierabend überall Nachtigallen singa!
Und im Herbst – a bunta Walt It um dich Dörfla rüm!
Jeder Bam und jeder Strauch Zum Erntn uns wos brengt.
Majestätisch trägt unner Berg Dr süße Träubl Last.
Wenn Böller knalln und Weilas it,
Da it kee Ruha und Rast.
Fotos: studio zudem, Gerd Völk
Text: Andreas Stöckinger
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